Lobe den Herren, den mächtigen… Aber wer tut das schon, sagt doch, wer lobt denn heute noch, wer rühmt und überhaupt, wer vermag das noch: loben, bewundern, preisen; und gar noch den König der Ehren…?“ Lothar Zenetti formuliert eine Beobachtung, die als Motto über diesem Konzertprogramm des Jugendchores stehen könnte. Denn im Zentrum standen Te-Deum-Kompositionen aus verschiedenen Jahrhunderten und Genres, also Vertonungen des alten lateinischen Lobpreistextes „Te deum laudamus“.
Aus dem absolutistischen Frankreich des 17. Jh. stammt das Te Deum von Marc Antoine Charpentier, dessen berühmtes Vorspiel bereits jene festliche Stimmung vorweg nimmt, die das halbstündige Werk zu großen Teilen beherrscht. Solisten aus der Schülerschaft und ein kleiner Solistenchor standen, gesanglich dem großen Chor gegenüber und präsentierten sich als intonationssichere Ensembles. Das barocke Orchester mit Streichern, Cembalo, Pauken und Trompete entführte klanglich in längst vergangene Machtgefilde.
Extra für das Te-Deum-Konzert geschrieben, erklang das aufrüttelnde und klangvolle „Lasst ihm uns ein Halleluja singen“ des Dresdner Musikers und Komponisten Sebastian Paul Rehnert als Uraufführung. Mit starken Worten vermittelt der alte Zinzendorftext die Not-Wendigkeit des Gotteslobes. Rehnert fand dafür eine zwingende Tonsprache, die es versteht, die Hoffnungsbotschaft glaubhaft zu verkörpern.
Georg Friedrich Händels berühmtes „Halleluja“ aus seinem „Messias“ muss seinerzeit wie überschwängliche Euphorie gewirkt haben. Genau jenes Gefühl vermittelt die mitreißende Gospelbearbeitung dieses Stückes von Teena Chinn. Begleitet von Klavier, Bassgitarre und Schlagzeug entfesselte der Chor einen energiegeladenen Freudentaumel.
Das Konzertprogramm fand seine Fortsetzung in einem Gesprächskonzert: anhand von drei Textstellen, wurden die unterschiedlichen inhaltliche Zugänge der Komponisten zum Te-Deum-Text offengelegt und deren musikalische Interpretationen zu jeweils einem kurzen Hörbeispiel erläutert. Dabei wurde hörbar und spürbar, wie unterschiedlich Lobpreis gestimmt sein kann.
Ein emotionaler Höhepunkt des Konzertes gelang mit dem inniglich musizierten Te deum des in Schweden lebenden Jazzpianisten und Komponisten Steve Dobrogosz. Es ist das nachdenklichste Stück im Programm, das den Beter auch aus Situationen abzuholen vermag, in dem die Augen voller Tränen stehen, die Lippen zum Lächeln keine Kraft mehr haben. Die schwierigen harmonischen Wendungen bewältigte der Chor bravurös und präsentierte ein spannungsvolles, zu Herzen gehendes Te Deum in großer stimmlicher Klangschönheit. Das von Streichern domonierte Orchester agierte in adäquater Zurückhaltung und weicher Klanggebung und unterstütze den sehnsuchtsvollen und doch beruhigenden Grundgestus des Werks.
Den Abschluss des Programms bildete das Te deum aus der Feder des irisch-britischen Komponisten Charles Stanford. Die spätromantische Tonsprache verlangte nach einer großen Orchesterbesetzung. Zu diesem Zweck trat zum kleinen Konzert- auch noch das Schulorchester sowie die Orgel hinzu. Der Chor sang die emotional spürbaren Interpretationen Stanfords dynamisch und klanglich differenziert. So wurde die Mauersberger Aula im spätromatischen Pathos zu Abschluss des Konzerts wohltuend großer Klanggewalt erfüllt.
Das Konzert am 5.6.2016 im Dom St. Marien zu Erfurt wurde als Dankeskonzert den Helfern und Ersthelfern des Busunglücks gewidmet, das einige Schüler und Lehrer unserer Schule im Oktober ereilt hatte. Im fast voll besetzten Dom hörten die Zuhörer ein Te-Deum-Konzert, das aus gegebenem Anlass einen noch nachdenklicheren Charakter bekam. Dobrogoszs Te deum bildete dabei den stillen Abschluss, das Publikum kam der Bitte nach, nicht zu applaudieren, so konnte die erklungene Musik in Gebet und Andacht übergehen.