Exkursion in die deutsche Geschichte

Kälte, Hunger, Einsamkeit- am 31.5.2018 konnten Schüler der 10. Klassen in Bautzen erleben, wie desaströs und unmenschlich die Verhältnisse in einem Gefängnis unter Leitung der Staatssicherheit waren. Bei der Exkursion in die Gedenkstätte „Bautzen II“ tauchten sie in die Geschichte der Haftanstalt ein und konnte sich mit bestimmten Schicksalen einzelner Personen, dem Haftalltag, den verschiedenen Gruppen von Inhaftierten und vielem mehr befassen.

Neben dem sogenannten „Gelben Elend“, das bekanntere der beiden Gefängnisse, diente auch Bautzen II als Haftanstalt, vor allem im politischen Bereich. Von der Öffentlichkeit geheimgehalten wurde dieser Hochsicherheitstrakt von 1956 bis 1989 vom Ministerium für Staatssicherheit genutzt, um „Gegner des Staates“, also zum Beispiel Republikflüchtige oder Spione der BRD, festzuhalten. Dies geschah jedoch unter unzumutbaren Bedingungen. Die eintönigen Arbeiten, die sie verrichten mussten, zusammen mit den abwechslungslosen Freizeitaktivitäten, wenn diese überhaupt bereitgestellt wurden, zersetzte die psychische Gesundheit der Gefangenen schnell und effektiv. Die Schäden einer solchen Haft sind noch heute an Zeitzeugen zu erkennen.

Doch bereits früher in der Geschichte, nämlich seit 1906, hatte das Gebäude einen ähnlichen Zweck: zuerst als Gerichtsgefängnis, danach als Zwischenlager für Gefangene des NS- Regimes, anschließend als Speziallager unter sowjetischer Besatzung und schlussendlich wurde es zur Sonderhaftanstalt der Staatssicherheit. Nach der Wiedervereinigung wurde der Gebäudekomplex geschlossen.

Ein solches historisches Gebäude hinterließ natürlich verschiedenste Eindrücke bei den Schülern: die engen Räume und vergitterten, steilen Treppenaufgänge gaben ein Gefühl von Bedrückung und Schwermut. Es ist unvorstellbar, dass die Insassen durchschnittlich circa 8 Jahre in dieser Irrealität und Hoffnungslosigkeit lebten. Bei solchen Verhältnissen ist es gut nachvollziehbar, dass Fluchtversuche geplant wurden, auch wenn diese in den meisten Fällen nicht mit Erfolg seitens der Gefangenen endeten. Vor allem die Möglichkeit, mit ein paar anderen Schülern für wenige Minuten in einer durchschnittlichen Zelle zu sitzen, machte die körperliche Enge und gleichzeitige psychische Einsamkeit, die die Langzeitgefangenen gespürt haben mussten, sehr deutlich.

Trotz des Zeitmangels aufgrund der längeren An- und Abreise ermöglichte die Exkursion einen tiefen Einblick in die Schicksale und Erlebnisse von Inhaftierten eines der bekanntesten und berüchtigtsten Haftanstalten der deutschen Geschichte.

N.T.