„Verschieden, aber gemeinsam.“ So lautet das Motto einer kunterbunten Schule in Löbau, die wir beim Sozialpraktikum näher kennenlernen durften. In der Woche vom 23.09. bis 27.09.2024 fand das diesjährige Sozialpraktikum statt. Organisiert wird das Praktikum von Frau Lötzsch mit Unterstützung von Herrn Mauersberger und ist ein Angebot für alle Interessierten ab Klasse 9. In diesem Jahr waren es insgesamt 15 Schülerinnen und Schüler, die sich für die Arbeit in einem sozialen Beruf interessierten. Am Montag ging es los. Von Annaberg starteten wir mit dem Bus in Richtung Dresden. Die Fahrt verlief nicht ganz perfekt, wie man es eben mit den Bahnen gewöhnt ist, trotzdem kamen wir alle froh und munter an. Das Ziel lag in der Oberlausitz, welches wir auch nur mit einer knappen Stunde Verspätung erreichten. Dort bot das Diakoniewerk Oberlausitz uns die Möglichkeit auf ein Praktikum im Katharinenhof in Großhennersdorf (ein Dorf, das klischeehafter nicht sein könnte) und zugehörigen Einrichtungen. Dazu bekamen wir gleich vor Ort eine Unterkunft in der Begegnungsstätte „Fuchsgarten“. Die Bungalows, die wir dort bezogen, waren zunächst gewöhnungsbedürftig, im Laufe der Woche fühlten wir uns aber immer wohler. Eine Verpflegung wurde uns ebenfalls bereitgestellt und so konnten wir sogar großzügig grillen, obwohl der nächste Supermarkt 2 km entfernt und für uns nur mit bis zum Anschlag überfüllten Bussen erreichbar war. Trotzdem waren viele froh, als sie der ländlichen Einsamkeit das ein oder andere Mal entfliehen konnten. Der Katharinenhof ist eine „Dienst- & Hilfsorganisation für Menschen mit Behinderungen“ (Zitat: Standortbeschreibung Google Maps), die jetzt schon seit über 300 Jahren besteht. Der Fokus liegt auf Menschen mit geistigen, Schwerst- und Mehrfachbeeinträchtigungen. Dazu bietet der Hof ein vielfältiges Hilfs- und Pflegeangebot mit Wohneinrichtungen. In diesen vielfältigen Einrichtungen waren die Schüler von Dienstag bis Mittwoch verteilt, um Pfleger zu unterstützen und ihre Arbeit, mit dem Ziel, den Menschen dort das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten, kennenzulernen. In den Einrichtungen wurden wir hauptsächlich von Freude über Abwechslung, verständnisvollen Mitarbeitern und vor allem warmer Gastfreundschaft empfangen. Die unterschiedlichsten Charaktere und dazugehörigen Tagesabläufe, die wir kennenlernen durften, bildeten ein grundsätzlich angenehmes Klima, in dem wir uns wohlfühlen konnten, aber auch an unsere Grenzen stießen. Am Ende jedes Arbeitstages tauschten wir uns über gewonnene Eindrücke aus, besprachen entstandene Fragen oder Probleme, genossen aber auch unsere Freizeit mit passenden Angeboten. So durften wir im kleinen Hallenbad des Katharinenhofes schwimmen und den großen Gemeinschaftsraum für einen Kinoabend nutzen. Auch eine kleine Rallye durchs Dorf durfte nicht fehlen sowie ein gemeinsamer, gemütlicher Abschluss in einer urigen Dorfkneipe. Am Freitag vor der Abreise kamen wir dann noch zum Geschichtlichen. Auch der Katharinenhof blieb vom Euthanasie-Programm des NS-Regimes nicht verschont. Ein Mitarbeiter des Diakoniewerks erzählte uns von den grausamen Vorgehensweisen, von Opfern und ihren Hinterbliebenen. Im Gedenken derer, die diese schreckliche Zeit nicht überlebt haben, sind einige der Häuser auf dem Katharinenhof nach ihnen benannt. Auch die Umweltbibliothek in Großhennersdorf beschäftigt sich mit diesen Schatten der Vergangenheit, die wir nicht vergessen dürfen, für die 223 Opfer deren Schicksal: „[Uns mahnen soll] jedes [einzelne] von Gott gegebenen Leben zu achten, zu lieben und zu fördern.“ (Zitat: Gedenkstein auf dem Gelände des Katharinenhofes). Trotz des melancholischen Abschlusses waren wir nicht traurig, da uns das, was wir in der vergangenen Woche erleben durften, Kraft und Hoffnung gab. Wir leben in einer kleinen Welt, in der Menschen mit Behinderung akzeptiert und integriert werden. Unsere Freunde, Klassenkameraden und Vertrauten sind wie jeder andere auch. Nur sieht das außerhalb unserer Schulgemeinschaft noch ganz anders aus, aber das kann man ein Stück weit ändern: Mit Sensibilität und Transparenz. Wie auch die Türen im Katharinenhof für jeden offen stehen, sollten wir zeigen, dass man verschieden trotzdem gemeinsam sein kann und eins sein kann. So ging also auch unser Sozialpraktikum mit einem gemeinsamen Abschluss zu Ende. Wir sind dankbar um das Angebot, das uns auf vielen Ebenen bereichert und stärkt. Müde, aber zufrieden begaben wir uns auf die Rückfahrt, die recht entspannt verlief, und viele freuen sich auf ein nächstes Mal.

„Wir sind verschieden und gemeinsam unterwegs“ – ein Reisebericht zum Sozialpraktikum von Clara