Freiheit! Konzertmitschnitte zum Nachdenken in real existierender Freiheit

Freiheit ist ein in diesen Tagen viel diskutiertes hohes Gut. Dabei scheint das Maß an Freiheit, in dem wir leben, so groß zu sein, dass wir selbst diese Freiheit kaum noch wahrnehmen, noch dazu unter Corona-Einschränkungen. Noch schlimmer: Immer wieder wird so getan, als bewegten wir uns auf diktatorische Verhältnisse zu, Jahreszahlen wie 1933 und 1989 kursieren als Chiffren für den Vorwurf aktueller Freiheitsberaubung an die Regierenden. Dabei beschleicht den kritischen Beobachter, dass zuweilen gerade Kräfte, die am lautesten nach Freiheit rufen in Wirklichkeit nur ihre eigene Freiheit im Blick haben, was aber im Großen und Ganzen aber Unfreiheit bedeuten würde.

„Freiheit“ hieß ein Konzertprojekt des EGE-Jugendchores 2019 aus Anlass zweier Freiheit in hohem Maß betreffender Gedenkjahre: 80 Jahr ’39 und 30 Jahr ’89. In Zeiten, in denen Freiheit wieder fraglich scheint und in denen unser Chor weder proben noch konzertieren kann, möchten wir wöchentlich aus dem unveröffentlichten Material Kostproben geben und Gedankenanstöße liefern. Denn wir leben zwar in einer Pandemie aber keineswegs in einer Diktatur. Seht und Hört!

 

1. Von der Freiheit der Jugend, sich aus der als unfrei und ungerecht empfundenen durch Eltern und Großeltern gestalteten (Lebens)Welt zu lösen. Hair (Gerome Ragni, Galt MacDermot, Arr.: Greg Gilpin)

2. Von der Freiheit als Traum in der Gefangenschaft und vom Missbrauch, die Freiheit als Gefangenschaft zu imaginieren. Giuseppe Verdi: Gefangenenchor aus: Nabucco

3. Von der Freiheitsberaubung der Völker durch die Europäer und die Freiheits-Bereicherung der Europäer an den Völkern. Manuel Franzisko: Freedom is at hand

4. Von der Freiheit, die schwieriger zu erreichen ist, als Populisten glauben machen, weil sie immer auch die Freiheit des Andersdenkenden mitbedenken muss. Anton Günther: Deitsch on frei wolln mer sei!

5. Von der Freiheit, die in totalem Krieg, totaler Lüge, totalem Rassismus und totaler Menschenverachtung totaler Vernichtung anheimfiel. Nurit Hirsch: El haderech (Satz: Tova Porat); Y. Schpigel/ D. Beigelman: Mach zu di ejgelech (Satz: Sylke Zimpel)

6. Von der Freiheit zum Erinnern an eine Freie Deutsche Jugend, die zwar so hieß, es aber nicht war, was uns mahnt, zu erinnern, dass allein das Etikett keiner Freiheit gleicht. Reinhard Mey: Über den Wolken 

7. Von der Freiheit, für die man 1989 auf der Straße gestorben wäre, was aus dem Blick verloren hat, wer heutiges Demonstrieren und Fordern mit damals gleichsetzt. Kurt Grahl: Die Hoffnung aber lasst nicht zugrunde gehen

8. Von der Freiheit in Begegnungen zwischen Frau und Mann und warum man das vor dem Papst tanzen musste. Astor Piazolla: Libertango (Arr.: Daniel Zwiener)

9. Von der Freiheit, die Wahl zu haben und dabei die Abgehängten nicht zu vergessen. Claude-Michael Schönberg: Les Miserables (Medley-Satz: Ed Lojeski)