Exkursion in die Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald

Im August besuchten die 10. Klassen den Gedenkort Buchenwald. In einem Bericht schreiben zwei Schüler über das dort Erlebte:

„Jenseits der Menschlichkeit.             – Mein Weg durch Buchenwald –
Am 23. August 2024 fuhren die Schülerinnen und Schüler der drei gymnasialen
Klassen der EGE, darunter auch ich, ins Konzentrationslager Buchenwald auf dem
Ettersberg (Nähe Weimar, Thüringen). Hier nun mein persönlicher Weg durch
Buchenwald:
Es ist ein windiger, aber auch fröhlich sonniger und angenehm warmer Tag. Um mich
herum verweilt eine recht schlichte Umgebung, bestehend aus einzelnen gelblichen
Häusern und einem großen betonierten Parkplatz, der frühere Exerzierplatz. Ich
nehme vereinzelte Bäume und fröhliche, grün aufblühende Wiesen wahr, alles hier
wirkt friedlich vor sich hindösend.
Die Führung startet und ich gehe über Asphalt- und Kieswege zum alten Bahnhof.
Die Wiesen und Bäume um mich herum wiegen sich im Wind, Blumengeruch steigt
mir in die Nase, vereinzelte Blumen bringen Farbe ins Grüne und hin und wieder
summen verschiedenste Insekten. Alles wirkt ruhig und idyllisch, wodurch es
unvorstellbar erscheint, dass hier einst KZ-Häftlinge unter unmenschlichen
Bedingungen zur Arbeit gezwungen wurden und um ihr Leben bangten.
Ich komme am alten Bahnhof an, wo früher ankommende Häftlinge unter Schlägen
aus den Waggons getrieben und über den „Carachoweg“ gehetzt wurden. Der blanke
Asphalt glüht in der Sonne und kleine gelbe Blümchen blühen an den Wegrändern
sorglos vor sich hin, das Bild vor meinen Augen scheint so unschuldig und friedvoll.
Ich stelle mir vor, wie abgemagerte, entkräftete Häftlinge hier einst entlanggingen, ich
höre nahezu die demütigenden Schreie und Schläge der SS-Beamten und in meinen
Gedanken wird die Welt um mich herum kalt und grau. Wir gehen weiter zum
Häftlingslager, umgeben von einem hohen Stacheldrahtzaun und vereinzelten
Wachtürmen vorbei an den verfallenen Ruinen des einstigen SS-Zoos für die SS-
Familien. Doch bevor ich das ehemalige Häftlingslager betrete, gehe ich in den sog.
Bunker, wo Häftlinge in Arrestzellen gequält und gefoltert wurden. Von außen scheint
er bis auf die vergitterten kleinen Fenster recht harmlos, doch schon beim Betreten
des Inneren des Gebäudes zieht mir kalte und abgestandene Luft entgegen sowie
ein penetranter, modriger Geruch und kahle, grünlich-gräuliche, verblasste
Wände unterstreichen das, was hier geschah. Links und rechts vom Gang befinden
sich enge Zellen, welche bis auf ein klappbares Holzbrett als Bett ungemütlich und
nüchtern dastehen.
Auch der kleine Waschraum mit wenigen, alten Waschmöglichkeiten wirkt
unzumutbar und ist auf das Nötigste beschränkt, ähnlich dem Rest des
Konzentrationslagers.
Ich verlasse den Bunker und gehe durch das danebenliegende Lagertor, welches die
zynische Aufschrift „Jedem das Seine“ trägt und den Haupteingang zum
Häftlingslager bildet.
Viel zu sehen gibt es auf dem weiten Gelände nicht. Ich stehe inmitten des gekiesten
Appellplatzes, welcher durch große, teils vertrocknete Grasflächen umgeben ist, auf
denen einst die zahlreichen Baracken standen. Nur in weiterer Entfernung erspähe
ich zwei Baracken; es sind die Krankenbaracken, die Einzigen, die noch erhalten
geblieben sind. Auch hier wirkt alles surreal, hier, wo Menschen leiden mussten und
heute alles so unbesorgt ruht. Ich gehe weiter zum Krematorium mit seinem hoch
hinausragenden, roten Schornstein, umzäunt mit einem schwarzen, etwa zwei Meter
hohem Holzzaun.

Währenddessen brennt die Sonne regelrecht auf mich herunter, doch der Wind
macht das Wetter doch recht erträglich. Ich betrete das Krematorium, steige die
wenigen Treppenstufen hinab und befinde mich in einem dunklen, kühlen Raum mit
Namen und
Erinnerungen einzelner Opfer. Unbehagen macht sich in mir breit und ich bekomme
Gänsehaut. Ich gehe weiter, wieder ein paar Stufen hinauf und komme in den Raum
mit der Verbrennungsanlage der Firma „Topf und Söhne“. Es ist plötzlich warm,
gleichzeitig aber distanziert und kalt, wodurch sich meine Gänsehaut verstärkt.
Auch hier ist es ziemlich leer, die sechs Verbrennungsöfen stehen noch eins zu eins
wie damals. Sie sind erhalten geblieben, ebenso der kahle Fußboden und die
nüchternen Wände, welche abgenutzt und ausgelaugt erscheinen. Ein emotionsloser
und dunkler Ort, ich versuche, das Geschehen vor meinen Augen zu rekonstruieren,
doch es gelingt mir nur bedingt und vieles bleibt unvorstellbar.
Als Abschluss besuchen wir noch die Sonderausstellung auf dem Häftlingsgelände.
Sie
veranschaulicht und vertieft meine Eindrücke durch originale Objekte von damals,
Häftlingskleidung, durch Brandbomben der Alliierten zusammengeschmolzene
Gegenstände, Dokumente über einzelne Häftlinge und das Lagergeschehen sowie
die Geschichten einzelner Personen. Alles hier ist in Farbe und doch so grau. Ich bin
fast am Ende der Ausstellung angelangt und erreiche die Lebensgeschichten
einzelner Häftlinge. Ich blicke nach vorn und ein allerletztes Mal kommt die
Gänsehaut auf mich zurück: In mich hinein schweigend lese ich die Worte:
„Heute sind wir frei.“.“


Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.“

„Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.“