Poetry Slam – Worte, die bewegen
Die britische Schriftstellerin und Verlegerin Virginia Woolf sagte einmal, “Worte sind wild, frei,
unverantwortlich und nicht zu lehren. Natürlich kann man sie einfangen, einsortieren und sie
in alphabetischer Reihenfolge in Wörterbücher stecken. Aber dort leben sie nicht.”
Wo könnten Worte freier sein als in poetischen Texten? Mit viel Gefühl, viel Tiefgang geben
sie einen Blick in die Seelen der Menschen, die die Worte formen, sie beleben.
Am 27.01.2024, dem Tag der offenen Tür an der EGE, zeigten uns Schülerinnen und
Schüler beim Poetry Slam der Schülerzeitung newspager, wie sie die Welt sehen sowie in
Worten beschreiben.
Den Anfang machte Juli Hadlich (Klasse 10 delta) mit ihrem Text Frau #263 und Frau #51.
Was ist eine Frau, wie definiert sie sich, mehr noch, wie wird sie von der Gesellschaft
definiert?
Am Beispiel von der britischen Biochemikerin Rosalind Franklin und Miep Gies, einer Helferin
die Anne Frank samt Familie half unterzutauchen, zeigte Juli, dass Errungenschaften und
Heldentaten beeindruckender Frauen von dem heute heiß diskutierten Thema Sexismus
überschattet werden und dabei das Essentielle, nämlich die Genialität vieler Frauen verloren
geht.
Mit Mein Horrorhaus führte uns Tristan Bräuer (Klasse 12) in ein scheinbar gewöhnliches
Krankenhaus, in dem eine bedrückende Atmosphäre der Krankheit und Ausbeutung herrscht.
Die Geister des Gesundheitswesens kümmern sich halbherzig, die Wände sind kalt und
bleich. Mangelnde Pflege, Hoffnung, Bezahlung und Fairness machen den Aufenthalt zu
einem stressigen Albtraum. Warum ist das Haus der Gesundheit das komplette Gegenteil?
Lilly Jo Engelhardt (Klasse 11) regt mit ihrem Text Nichts, was uns passiert dazu an, über
aktuelle Geschehnisse nachzudenken. Ihr Beitrag reflektierte Themen, die tagtäglich in den
Nachrichten präsent sind. Oft nehmen wir davon Kenntnis, gehen jedoch nicht davon aus,
dass sie uns persönlich betreffen könnten – bis die Realität uns einholt.
Tennie-Leben ist Chaos-Leben. Was für viele ein Mysterium ist, ist für Jugendliche täglich
Brot. Wer bin ich? Wie darf oder kann ich sein? Welchen Ansprüchen muss ich gerecht
werden? Diese Fragen und mehr erörterte Johanna Fiedler (10 gamma) in ihrem Poetry Slam
Nur ein Teenager und ging dabei auf eigene Erfahrungen ein, mit denen sich wohl einige
anwesende Tennies identifizieren konnten.
Zum Abschluss der Veranstaltung gab uns Naemi Weigel (Klasse 12) mit ihrem Text Vom
Fliegen einen Gedankenanstoß mit, was es heißt, flöge zu werden, das Nest zu verlassen und
los zu fliegen. Mit ihren reichen Erlebnissen, die sie in ihrem Leben sammelte und sammelt,
zeigte Naemi, wie die Sehnsucht nach Erfüllung Flügel wachsen lässt.
(Wie) Kann ich fliegen?
“Worte sind wild, frei, unverantwortlich und nicht zu lehren.” Sprache, Worte sind komplex,
dynamisch, eine Kraft, die nicht leicht zu zähmen oder vollständig zu begreifen ist. Sprache,
Worte sind eine Ausdrucksform, die man finden und für sich individuell verstehen muss. Es
ist keine trockene Theorie – es ist ein Prozess, bei dem aus einer Ausdrucksform eine
Lebensform wird, durch die Herzen, Gefühle, Ängste und Sehnsüchte sprechen.
(pge, kli)