Seid aufmerksam!

Das ist nur eine der Aufforderungen, die die in Chemnitz lebende Renate Aris am 5. November 2019 ca. 90 Schülern der Klassenstufe 11 und 12 sowie der Klasse 9 alpha mit auf den Weg gibt. Sie bezeichnet sich selbst als eine Vertreterin der letzten Generation, die etwas über den Holocaust und die Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland erzählen kann. Und sie hat viel zu erzählen von ihrer durch den Nationalsozialismus geprägten Kindheit in Dresden, von der Belastung, die die Bombardierung ihrer Geburtsstadt bis heute für sie ist.  Was für Zehntausende den Tod bedeutete, ermöglichte es ihrer Mutter, mit ihr und ihrem älteren Bruder zu fliehen. Ihre Botschaft ist klar. „Seid aufmerksam!“ „Es liegt an euch!“ „Denkt nach!“ „Seht bei jeder Begegnung den Menschen in eurem Gegenüber!“ Denn sie bleibt nicht stehen bei ihrer Kindheit. Nein, sie betont, dass diesen zehn Jahren weit über 70 weitere folgten. Und so erzählt sie von ihrem bewegten und immer den Menschen zugewandten Leben nach 1945. Ein Leben, geprägt von der bedingungslosen Freude am Lernen und der steten Suche nach neuen Aufgaben. Ihre bis in die letzte Reihe spürbare Energie kommt dem von ihr wieder gegründeten Jüdischen Frauenverein und der Jüdischen Gemeinde in Chemnitz zu gute und den Jugendlichen, die an diesem Dienstag vor ihr sitzen. Ihnen traut sie spürbar zu, eine Zukunft des Miteinanders zu gestalten, in der Unterschiede nicht durch Parolen verstärkt werden, sondern  durch Gespräche zum Miteinander führen. Und so musste dieser Besuch auch im intensiven Gespräch zwischen Renate Aris und Schülern enden und der Unterricht noch ein wenig warten.