Das Thema Rechtsextremismus wird in den Jahren 2024/2025 mehr diskutiert denn je. Zurecht: Volksverhetzung, Gewaltdelikte, verfassungswidrige Aussagen und Symbole – die Zahl der extremistischen Straftaten hat in Deutschland seit 2024 einen neuen Höhepunkt erreicht. Doch nicht nur das: Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene vertreten (rechts-)extreme Standpunkte. Ob verfassungswidrige Symbole auf Schulbänken, das Zeigen des Hitlergrußes oder Hetze gegen die Herkunft andere Schüler*innen, das Thema ist sehr präsent.
Auch an der EGE hat es – einer Umfrage innerhalb der Schülerschaft aus dem letzten Frühjahr zufolge – solche Vorfälle gegeben. Entstanden ist die Umfrage aus einer Initiative des Schülerrats in Zusammenarbeit mit der Schulleitung und dem NetzErz, nachdem vermehrt Vorfälle gemeldet wurden. Dabei wurde deutlich, dass auch unsere Schule mit solchen Problemen konfrontiert ist. Das hat sich vor allem in Rassismus, Antisemitismus, Homophobie aber auch in Ableismus (Anfeindung gegen Menschen mit Behinderungen) und Sexismus geäußert. Bei der Umfrage sollte es jedoch nicht bleiben, denn eines ist klar, unsere Schule will solche Vorfälle nicht dulden und entsprechend reagieren. Genau das hat die EGE jetzt auch getan, in Form eines Argumentations- und Handlungsworkshops zum Thema Extremismus. Genutzt wurde dafür der Pädagogische Tag am 09.01.2025, an dem neben den Lehrkräften auch über 40 Schülerinnen und Schüler auf freiwilliger Basis teilgenommen haben.
Gemeinsam mit dem Netzwerk für Demokratie und Courage hat sich die EGE ein Konzept und Inhalte für den Workshop überlegt. Geleitet wurden die Workshops von jeweils zwei Vertreterinnen und Vertretern des Netzwerkes. Von 9.30 – 12.30 Uhr wurde den Teilnehmenden also der Umgang mit diskriminierenden Aussagen und Verhaltensweisen in Alltagssituationen beigebracht und trainiert. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wurde den Teilnehmenden zu Beginn des Workshops das Konzept von Schubladendenken und die dabei entstehende Diskriminierung nähergebracht. Des Weiteren wurden verschiedene Spiele gespielt, bei denen zum Beispiel diskriminierende Sätze vorgelesen wurden und die Teilnehmenden mussten diese so schnell wie möglich widerlegen oder kontern. Zudem gab es die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Gegen Ende durfte man in einer kurzen Feedbackrunde seine Meinung zum Workshop und dessen Umsetzung abgeben. Insgesamt ist das Feedback sehr positiv ausgefallen und viele der Teilnehmenden waren positiv überrascht. Das Netzwerk für Demokratie und Courage hat ebenfalls ein Feedback an die Schulleitung geschickt.
Aber ist damit das Thema abgeschlossen? Nein, sagt die Schulleitung. Bis jetzt seien zwar noch keine weiteren Workshops oder Projekttage geplant, aber vom Tisch sei das Thema noch lange nicht. Man könne sich durchaus vorstellen, weitere Workshops, gegebenenfalls auch für neue Mitglieder der Schulgemeinschaft, anzubieten. Der Workshop sei außerdem nicht das erste Projekt in diese Richtung, bereits im September habe es einen Vortrag für Lehrkräfte gegeben, wo konkretes Handeln bei diskriminierenden Vorfällen und auch die rechtlichen Grundlagen dabei erklärt wurden. Solche Angebote sollen die Lehrkräfte für Themen wie (Rechts-)Extremismus sensibilisieren und handlungsfähiger machen. Des Weiteren greift auch der IWW-Lehrplan diese Thematik als Pflichtbereich auf. Der sei bereits im letzten Jahr überarbeitet worden und werde mehr Arbeit mit lebensnahen Materialien vorsehen, so Frau Schmidt-Löschner im Interview. Zusätzlich sind unsere Schulsozialarbeiterin Frau Herzog und die Beratungslehrerkräfte Frau Löffler-Schön und Herr Bach Ansprechpartner bei gewünschten weiteren Präventionsprogrammen wie zum Beispiel Projekttagen in einzelnen Klassen. „Die Schulleitung ist für solche Vorschläge immer offen“, betont Frau Schmidt-Löschner. Die Schule möchte jedoch das Augenmerk vor allem auf Prävention lenken, da Aufklärung menschenverachtendes Gedankengut am besten vorbeuge.
Für oben erwähnte Vorfälle hat die Schule einen Stufenplan vorgesehen, der jedoch nicht nur bei extremistischen Verhaltensweisen, sondern zum Beispiel auch bei Mobbing gilt. Dieses Konzept hat sich auch nach der Umfrage nicht geändert oder verschärft. Trotzdem erkennte die EGE das Problem arbeitet daran. Doch was, wenn diskriminierendes Gedankengut bereits durch den Umgang außerhalb der Schule in den Köpfen der Schülerinnen und Schüler heranwächst? Auch hier setzt die Schulleiterin ein klares Statement: „Es ist unsere Chance, als Schule aufzuarbeiten, was woanders vielleicht versäumt wurde. Die Schülerinnen und Schüler sind ca. 8 Stunden pro Tag hier, da hat man die Möglichkeit, aufzuklären und ein Miteinander vorzuleben.“ Was die Projekte bringen und wie sie sich auswirken, muss sich noch zeigen, doch sicher ist, dass Initiative zu ergreifen und sich klar zu positionieren in solchen Zeiten wichtiger denn je ist.