Schulleiterbrief an die Eltern der EGE vom 08.04.2020

Liebe Eltern,

mit diesem Brief wende ich mich in der jetzigen Situation ganz explizit an Sie. Die Zeit der Schulschließung, des Fernunterrichts, der massiven Kontakteinschränkungen stellt uns alle vor neue und gewaltige Herausforderungen, uns als Schule, uns Lehrer, Ihre Kinder und natürlich Sie als Eltern sogar in ganz besonderer Weise. Sie stehen vor der Aufgabe die eigenen beruflichen Aufgaben zu bewältigen, das Familienleben nun mit den vielfältigen schulischen Aufgaben für zu Hause zu strukturieren, Ihre Kinder bei diesen Aufgaben zu unterstützen und sie vor allem zu motivieren, die technischen Voraussetzungen für diesen Fernunterricht bereitzustellen und vieles mehr.

Wir als Lehrer stehen vor der Aufgabe, unsere Schüler mit ansprechenden, motivierenden Aufgaben das selbstständige Lernen und Üben zu ermöglichen, sie weder zu unter- noch zu überfordern und möglichst für alle Schüler mit ganz unterschiedlichen Lernvoraussetzungen einen Lernerfolg zu ermöglichen. Diese Aufgabe an sich ist unser täglicher Job als Lehrer, aber ich kann Ihnen versichern, dass auch wir als Lehrer noch nie vor der Herausforderung standen, dieser Aufgabe über einen mehrwöchigen Zeitraum hinweg im Fernunterricht gerecht zu werden. Trotzdem werden viele von Ihnen mir zustimmen können, dass es vielen Lehrern gut gelingt, den Kontakt zu ihren Schülern aufrechtzuerhalten und als Ansprechpartner bei Fragen und Problemen erreichbar zu sein.

Und natürlich ist auch für unsere Schüler, für Ihre Kinder das Lernen zu Hause mit Hilfe des PC, ohne persönliche Kontakte zu Mitschülern und Lehrern über einen so langen Zeitraum hinweg eine gewaltige Aufgabe, bei der man auch schnell die Motivation oder den Überblick verlieren kann.

Vielfältige Rückmeldungen von Eltern, Schülern und Lehrern der EGE zeigen, dass uns Beteiligten diese besondere Herausforderung in sehr unterschiedlicher Weise gelingt. Für die einen ist die Aufgabenfülle gerade richtig, sind die Aufgabenstellungen verständlich und machbar, ist die nextcloud eine praktikable technische Lösung, für andere wiederum stellt die gegenwärtige Situation eine permanente Überlastung dar. Da sind mehrere schulpflichtige Kinder zu Hause zu betreuen, die Computer in der Familie reichen selbstverständlich nicht aus, die Eltern müssen arbeiten und ihre Kinder sind allein mit der Lernorganisation, eine fachliche Unterstützung der Kinder ist einfach nicht im gewünschten Maße zu leisten, die Aufgaben für die Kinder nehmen überhand.

Was ist also zu tun? Ich bin mir sicher, nur das gegenseitige Verständnis hilft uns hier weiter. Wir alle sollten die Gewissheit haben, dass jeder von uns, ob Lehrer, Schüler oder Eltern, sein Möglichstes an seinem Platz tut. Nur diese Gewissheit wird uns helfen, diese außergewöhnliche Situation zu bewältigen, wie lange sie auch noch andauern mag.

Ich möchte Ihnen die Gewissheit geben und Sie bitten, Ihre Kinder dahingehend auch zu stärken, dass wir Lehrer uns bewusst sind, dass das dauerhafte selbstständige Lernen zu Hause trotz aller technischen Möglichkeiten, das gemeinsame Lernen in der Schule nicht ersetzen kann, dass der Unterricht mit Aufnahme des normalen Schulbetriebes auch nicht einfach fortgesetzt werden kann, als hätte es diese Krise nicht gegeben. Wir werden all das in der Lernzeit Erarbeitet wiederholen und üben müssen. Wir werden genug Zeit einplanen, damit Schülern, denen das selbstständige Lernen schwer fällt, den Anschluss nicht verlieren. Wir werden in vernünftiger Weise aus unserer Erfahrung heraus entscheiden, wo Unterrichtsinhalte gekürzt werden können und welche Themen in das nächste Jahr übernommen werden müssen.

Die Aussagen unseres Kultusministers an die Eltern in Sachsen, dass im verbleibenden Schuljahr nicht die Erfüllung eines Lehrplanes im Vordergrund steht, kann ich nur unterstreichen und betonen. Dies gilt in gleicher Weise für unsere EGE, wir werden gemeinsam alles dafür tun, dass Ihrem Kind aus dieser Krise heraus kein schulischer Nachteil entstehen wird.

Gegenwärtig wünschen die Klassenleiterteams von ihren Schülern eine Rückmeldung darüber, wie sie die gegenwärtige Situation erleben, wie sie mit dem selbstständigen Lernen zu Hause zurecht kommen. Diese Erfahrungen werden uns als Schule auch für die weitere Gestaltung des Lernprozesses nach der Corona-Pandemie helfen. In gleicher Weise möchten wir selbstverständlich auch Ihre Erfahrungen und Meinungen einfließen lassen. Eine Umfrage in der Elternschaft werden wir dazu jedoch erst nach den Osterferien starten. Ich bitte um etwas Geduld.

Zum Abschluss dieses Briefes möchte ich mich bei Ihnen ganz herzlich für Ihre Mitarbeit, Ihre Ideen und Hinweise, Ihre Bereitschaft die Schule und natürliche Ihre Kinder in dieser außergewöhnlichen Lernsituation zu unterstützen, bedanken. Haben Sie vielen Dank für die vielen aufmunternden und Mut machenden Rückmeldungen an uns Lehrer.

Bleiben Sie auch weiterhin behütet und gesund.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Osterfest und Ihren Kindern eine schöne Ferienzeit.

Mit freundlichen Grüßen

Holger Schieck

Schulleiter