Eine Beinah-Erfolgsgeschichte

Am vergangenen Dienstag, den 28. September 2021, hieß es wieder einmal für unsere fußballbegeisterten Jungen der Jahrgänge 2008 / 2009: Auf zu “Jugend trainiert für Olympia“, auf zum fairen Wettstreit mit möglichst vielen Schulmannschaften aus der Region.

Voller Vorfreude auf die bevorstehenden drei Partien wärmte man sich zunächst trotz des recht trüben Wetters gut gelaunt auf, um anschließend gegen einen Gegner auf Augenhöhe in das Turnier zu starten. Wenngleich dieses Spiel mit 0:1 verloren ging, wurde es doch offiziell nicht gewertet, da die gegnerische Mannschaft für diese Wettkampfklasse zu alte Spieler in ihren Reihen hatte. Dennoch schien diese Begegnung unsere Spieler im wahrsten Sinne des Wortes nicht ganz kalt zu lassen, sodass es der nächste Gegner – die Mannschaft des Landkreisgymnasiums aus Annaberg – mit einem hochmotivierten EGE-Team zu tun bekam.

Nach einigen Minuten des eher vorsichtigen Abtastens verlagerte sich das Spiel zunehmend in die Spielhälfte des Gegner. Einige sehenswerte Angriffe über mehrere Spielstationen später entschied der Schiedsrichter auf Freistoß für uns. Gedankenschnell – und offenbar zu schnell für die Spieler des LKG – wurde dieser Freistoß kurz ausgeführt, wodurch man innerhalb weniger Sekunden dem gegnerischen Tor entscheidend näher kam. Die anschließend präzise getretene und überdies genau getimte Flanke flog über die unsortierten Abwehrreihen des Gegner hinweg und fand in einem unserer Stürmer einen Abnehmer, welcher das Leder per Direktschuss unhaltbar ins Netz hämmerte. Die in jedem Fall verdiente Führung wurde anschließend entschlossen verteidigt, sodass man am Ende des Spiels den ersten Sieg für sich verbuchen konnte.

Damit waren die Weichen in Richtung Qualifikation für die nächste Runde dieses traditionsreichen Wettkampfes gestellt. Allein die Spieler des Humanistischen Greifenstein Gymnasiums mussten nun noch bespielt und besiegt werden.

Die von Beginn an zielstrebigen und die ganze Partie über wendigen Gäste wussten sich frühzeitig in unserer Spielhälfte festzusetzen. Konnten wir dem Druck in der ersten Halbzeit vermittels guten Stellungsspiels und ordentlichem Einsatz standhalten, so konnten wir uns doch nie recht befreien und schnupperten nur sehr selten die Luft im und um den gegnerischen Strafraum. Dies sollte sich anfangs der zweiten Hälfte ändern.

Bei einsetzendem herbstlichen Nieselregen sahen die wenigen Zuschauer eine gefasstere und mutigere EGE-Mannschaft, die sich postwendend auch ihre erste Ecke erarbeiten konnte. Wenngleich diese nicht zum Erfolg führte, hatte man ein wichtiges Lebenszeichen gesetzt. Unmittelbar danach eroberten sich unsere Spieler auf Höhe der Mittellinie den Ball. Urplötzlich fand man sich in einer aussichtsreichen Überzahlsituation wieder. Aus dieser hätte man sich mit ein wenig mehr Glück – d.h. wenn der beabsichtigte Pass nicht an den Füßen des vorletzten Verteidigers hängen geblieben wäre – eine gute bis vielleicht sogar sehr gute Möglichkeit zum Torerfolg erarbeiten können. Allerdings beginnen die wenigsten Erfolgsgeschichten mit den Worten „wäre“ oder „hätte“.

Kurz darauf übernahm der Gegner abermals die Kontrolle des Spiels und erhöhte den Druck auf unser Gehäuse. Mit einem Male war einer der vielen quirligen HGGTler auf dem linken Flügel auf und davon und lief in vollem Tempo auf unser Tor zu. Was dann folgte, kann man wohl mit Recht als die mit Abstand sehenswerteste Parade des gesamten Turniers bezeichnen – mit einer nahezu blitzartigen Reaktion, die in einem dreiviertelsten Spagat endete, vermochte unser Torhüter den scharfen Flachschuss des Gegners doch noch um den linken Pfosten zu lenken. Eine unfassbare Szene! Es war für mich als Begleiter nicht nur aus sportlicher Sicht, sondern vor allen Dingen aus menschlicher Sicht der Höhepunkt der Veranstaltung. Schließlich kam doch beinahe die gesamte Mannschaft herangestürmt, um unseren Torhüter zu beglückwünschen, wodurch man letztlich deutlich zum Ausdruck brachte: Hier steht eine Truppe, hier steht ein Wir und kein Ich auf dem Feld.

Trotz einer gemeinschaftlichen, aufopferungsvollen Verteidigungsleistung war der individuellen Klasse des gegnerischen Spielführers zum Ende der Partie hin nichts mehr entgegenzusetzen. Nach einer weiteren gelungenen, technisch anspruchsvollen Einzelaktion platzierte eben jener Spieler den Ball unhaltbar im rechten oberen Winkel unseres Tores. Wenige Augenblicke danach war die Partie vorbei und unseren Jungs stand die Enttäuschung über die verpasste Qualifikation für die nächste Runde ins Gesicht geschrieben. Die sich anschließende Ehrung als zweit-platzierte Mannschaft des Turniers kam wohl zu früh, als dass man sich über die eigene Leistung und insbesondere die zweifelsohne tolle Einsatzbereitschaft wirklich hätte freuen können. Daran vermochten auch die gewonnenen Silber-Medaillen nur bedingt etwas zu ändern.

Doch dann, als es hieß, das Team der EGE und damit den erlebten und im Übrigen stets fair ausgetragenen Wettkampf bildlich einzufangen, konnte der aufmerksame Beobachter nicht zuletzt auch wegen der selbstgewählten, doch recht kreativen Aufstellungsform das eine oder andere Lächeln in den erschöpften Spielergesichtern erkennen.

In der Hoffnung, dass der heutige oder vielleicht auch morgige oder übermorgige Blick auf die Medaille unsere EGEler an das gemeinsam Erreichte und nicht das gemeinsam Verpasste erinnern lässt und dies zudem nicht das letzte gemeinschaftliche sportliche Erlebnis für unsere Jungen war, möchte ich mich letztlich bei unseren Fußballern bedanken und diesen kleinen Beitrag mit den folgenden Worten beschließen: Auf zur nächsten gemeinsamen Anstrengung, auf zum nächsten Erlebnis! Es war cool mit euch.