Wind Wasser Weite Watt – Leistungkurs Bio 12 auf der Hallig

Untersuchung vor Ort: Der Leistungskurs Biologie 12 lernt das Ökosystem Watt in einem intensiven, sechstägigen Besuch auf der Hallig Langeneß kennen.

Bereits die Anreise hatte es in sich: Am Samstag, den 29.10.2018, ging es um 05.33 Uhr mit Schienenersatzverkehr in Annaberg-Buchholz los nach Zschopau, dann die Bahn bis Flöha, Dresden, Berlin, Hamburg, Bredstett, Bus nach Schlüttsiel und von dort die Fähre zur Hallig Langeneß. Um 20 Uhr kamen wir im Dunkeln am Anleger an, wechselten auf die Leihfahrräder (zum größten Teil ohne Beleuchtung) und, nach einem Stopp im einzigen Gasthof zum Abendessen, radelten stramm gegen Wind, Dunkelheit und Müdigkeit noch 8 km zu unserem Heim für die nächsten sechs Tage, der Schutzstation Langeneß im Wattenmeer. Ankunft ca. 22 Uhr.

Wir wurden von den FÖJlern Roman und Johannes herzlich begrüßt – diese waren auch die nächsten Tage für unser Programm zuständig. Das Haus, wie alle hier auf einer Warf(t) gelegen, um bei Hochwasser nicht überflutet zu werden, war großzügig, gemütlich und warm.

Am nächsten Tag ging es mit dem Frühstück los – Selbstverpflegung (!), Herr Hansen und Frau Tilk hatten die Lebensmittel bereits für die ganze Woche zur Hallig liefern lassen. Jeder arbeitete in diesen Tagen mit, dass das leibliche Wohl nicht zu kurz kam; es wurden viele Brote, Brötchen und Kuchen gebacken, viele Salate und warme Mahlzeiten bereitet. Manche wiederholten ihre Rezepte unermüdlich in verschiedenen Varianten bis zur Perfektion (Hefezöpfe!).

Unser Programm begann am Sonntag mit einem Vogelvortrag von Roman und wurde dann mit einer ausführlichen Exkursion zur Vogelbeobachtung ausgeweitet. Wir staunten über die vielen unterschiedlichen Arten von Watvögeln, die wir beobachten konnten.

Am Montag führte uns Johannes über die Hallig und wir erfuhren einiges über die Entstehung, aber auch die Entwicklung der Hallig Langeneß sowie über ihre Bewohner, die ihr Leben an den Wechsel von Ebbe und Flut angepasst haben. Zur Zukunft nur so viel: In der Schule wird gemeinsam von Klasse 1 bis 9 unterrichtet, im Kindergarten kümmern sich zwei Erzieherinnen um ein Kind; und angesichts der Erderwärmung kann man nicht wissen, ob die Halligen in den nächsten 200 Jahren nicht überflutet werden.

Der Dienstag bescherte uns angesichts des orkanartigen Sturms und starken Regens einen Wechsel vom geplanten Programm, der sich aber als sehr interessant erwies: Wir sammelten in kurzer Zeit die verschiedensten Pflanzenarten von den Salzwiesen (die in regelmäßigen Abständen vom Meerwasser überflutet werden) und durften diese dann im warmen und trockenen Labor bestimmen und untersuchen. Roman erzählte uns dann noch, mit welchen unterschiedlichen Strategien sich Pflanzen an die salzige Umgebung angepasst haben: Ausschluss von Salz bei der Wasseraufnahme, Ausscheidung von aufgenommenem Salz über Salzdrüsen, Anreicherung von Salz in bestimmten Blättern, die dann abgeworfen werden. Ganz ausgefeilte Techniken!

Mittwoch Morgen gab es – nach sehr stürmischer, und für viele daher schlafloser Nacht – für die Frühaufsteher noch ein Hochwasser zu sehen: Von der sicheren Warf(t) aus konnten wir beobachten, dass die am Tag zuvor noch von uns besuchten Wiesen unter Wasser standen. Wir zogen, sachkundig geführt von Roman, in Gummistiefeln oder barfuß bei Ebbe ins Watt. Ein Wechsel von Sonne und starkem Regen machte den Ausflug recht abenteuerlich. Wir konzentrierten uns auf die Suche nach Tieren, vor allem Muscheln, Schnecken und Würmern. Beeindruckend war auch das Experiment mit der Herzmuschel: Kurz der Sonne ausgesetzt begann sie sich wieder einzugraben, mit Sprüngen und Hüpfern, die ihr niemand zugetraut hätte. Anschließend untersuchten wir unsere Funde im Labor.

 

Am Abend noch sieben letzte Bleche Pizza, eine Abschlussrunde zu unseren Erfahrungen, dann Aufräumen, Putzen, ins Bett. Am letzten Tag, 04.10.2018, morgens um 5 wieder auf, 8 km zum Anleger radeln, dann die ganze Fahrt zurück.

Unser Fazit: Alle bezeugten, dass es eine wunderschöne und gleichzeitig sehr lehrreiche Reise gewesen sei. Ein neues, völlig anderes Ökosystem kennenzulernen, dabei gleichzeitig die Verwundbarkeit der Natur durch den Menschen zu verstehen – vielleicht eine nachhaltige Erfahrung. Beeindruckt hat uns auch, wie viel wir von Gleichaltrigen lernen konnten: Unsere Führer waren gerade einmal 17 und 18 Jahre alt und sehr souveräne und angenehme Lehrmeister.