Aus dem Coronaschlaf das Kulturleben wecken

Noch darf aus verständlichen Gründen an sächsischen Schulen nicht im Chor gesungen werden. Aber das wird sich in absehbarer Zeit wieder ändern. Vieles deutet darauf hin, dass die Pandemie in Deutschland so langsam unter Kontrolle kommt und so möchte ich nicht versäumen, ein Lebenszeichen vom EGE-Jugendchor zu senden. Unsere letzte Chorprobe ist 7 Monate her, unser letzter öffentlicher Auftritt mit dem Auschwitzprojekt sogar 15 Monate. Doch spätestens nach den Sommerferien möchte ich mit den Proben wieder beginnen, denn Kultur fehlt uns allen ungemein. Mit dem Singen erhalten wir ein Stück Lebensqualität und -sinn zurück. Denn es handelt sich dabei eben um etwas zutiefst Frohmachendes, das dem eigenen Körper und der eigenen Seele guttut, die sozialen, empfindsamen, spirituellen und kreativen Anteile unseres Menschseins anspricht. Gerade in dieser Zeit, in der in manchen Teilen der Gesellschaft die Verrohung im Kommunikativen in dem Maße zunimmt wie das Einfühlen in die Belange des Nächsten abnimmt, ist doch Kunst not-wendig, die den Künstlern wie dem Publikum Angebote macht, sich das eigene Fühlen und Denken bewusst und dem Wesen und Befinden des Anderen offen zu machen.

So freue ich mich von den im Raum stehenden Plänen zu berichten: Sollte uns das Proben im August wieder gestattet sein, möchten wir bereits Anfang September mit Carl Orffs „Carmina burana“ im Stadion Aue ein musikalisches Zeichen für die Wiederaufnahme unserer kulturellen Aktivitäten setzen. Auch die Tradition unserer beliebten Adventskonzerte in der Annaberger St. Annen-Kirche könnten wir weiterführen, wenn auch sicherlich noch wegen erforderlicher Hygienemaßnahmen in veränderter Ausführung.

Seit Jahren versuche ich mit unseren Konzertprogrammen auf anstehende Jahrestage und drängende Zeitfragen zu reagieren. In Zeiten, in denen lautstark und z.T. unerhört egozentrisch nach Freiheit geschrien wird, haben wir im vergangenen Jahr einige bis dahin unveröffentlichte Filmaufnahmen von unserem Konzertprojekt „Freiheit: 30 Jahre ’89, 80 Jahre ’39“ veröffentlicht. Jetzt, in abklingender Pandemie, scheint es mir an der Zeit, ein Konzertprogramm aufzulegen, das danach fragt, was uns Menschen trennt und vor allem: was uns eint. Letzteres hat unsere Gesellschaft wohl bitter nötig. Es ist mein Wunsch und meine begründete Hoffnung, dass wir das in einem Jahr gemeinsam mit unserem Publikum erleben und bedenken können.

Und darüber hinaus: auch unser Schulorchester wird nach den Sommerferien hoffentlich wieder proben dürfen und bereitet ein Konzert vor das im Frühling 2022 gemeinsam mit der Erzgebirgischen Philharmonie und mit hervorragenden Solisten aus unserer Schülerschaft über die Bühne gehen soll.

Bleiben Sie gesund und froh!

Dr. Daniel Zwiener, Chorleiter des EGE-Jugendchores